Bonusfehler: große Fertighausbauer

Vorgestern hatte ich meine drei größten Fehler bisher beschrieben. Heute gibt es noch einen kleinen Bonusfehler zum Thema Fertighaus. Rückblickend finde ich es eine ziemliche Zeitverschwendung, dass wir uns mit den großen Fertighausbauern unterhalten haben. Mir ist bewusst, dass das eine sehr subjektive Meinung ist und viele Leute mit diesen Firmen bauen und glücklich sind. Aber beim Fertighaus gehen für mich einfach die – auch von den Firmen geschürte Erwartungshaltung – und die Realität vollkommen auseinander.

So ein Fertighaus klingt nach schnell, unkompliziert und günstig, alles aus einer Hand, quasi eine Bestandsimmobilie nur in neu. Leider hält diese Marketingwelt der Realität nicht stand.

So ein Fertighaus steht zwar in 2 Tagen und wird in nicht viel längerer Zeit im Werk produziert … das ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Der Innenausbau profitiert wenig von Vorfertigung und der dauert ca. 4 Monate. Das ist aber noch nicht die größte Bremse. Bis das eigene Haus überhaupt in die Produktion eingetaktet wird, dauert es ziemlich lange. Entsprechend sind 10-12 Monate ab Baugenehmigung die erwartete Bauzeit, wenn der Vertreter sich überhaupt auf eine Aussage eingelassen hat. Schnell ist etwas anderes, in dem Zeitraum werden wir mit unserem Massivbau voraussichtlich auch landen.

Alles aus einer Hand beim Fertigbauer. Leider nur ab Oberkante Bodenplatte/Keller. Für den Rest ist der Bauherr zuständig. Erdarbeiten, Baustraße, Baustrom und Bauwasser bereitstellen und bezahlen, Container für Bauschutt, etc. Sogar den Architekten muss man für einen Grundriss aus dem Katalog noch extra zahlen.

Besonders tückisch ist an der Stelle auch die Aufpreispolitik. Wer zum Beispiel den Standard Teppichboden durch Vinyl ersetzen will, landet schnell bei 100€ Aufpreis (!) pro Quadratmeter. Vergoldet ist der Boden aber leider nicht. Also würde man dieses Gewerk aus dem Bauvertrag nehmen und selbst beauftragen. Und schon ist man als Bauherr dafür verantwortlich, Handwerkern die Tür aufzuschließen, Schnittstellen zu koordinieren, etc.

Und wer erwartet, dass durch Standardisierung und Vorfertigung ein Fertighaus günstiger wäre, der irrt sich ebenfalls. Am Ende waren die Fertigbauer eher auf der teureren Seite. Klar, wer in jedem größeren Musterhauspark ein Musterhaus unterhält, mit professionellen Vertretern, die dicke Autos fahren, der hat halt hohe Vertriebskosten. Die werden natürlich am Ende vom Bauherrn mitbezahlt.

Ein anderer Kostentreibern bei Fertighausbauern ist die schon erwähnte Aufpreispolitik. Ein Fenster hat ein gewisses Maß. Macht man es größer, kostet das heftig Aufpreis. 10cm mehr Kniestock? Teuer. Natürlich darf mehr Haus auch mehr Geld kosten, es drängt sich aber schon der Eindruck auf, dass das Geld mit solchen Anpassungen verdient wird.

Und nochmal zum Thema Musterhauspark … wir waren viel dort für die Gespräche mit Vertretern und vorher auch um mal Anbieter auszuchecken. So richtig gelohnt hat sich letzteres nicht, denn die Häuser dort sind alle darauf getrimmt, die Konkurrenz nebenan auszustechen und entsprechend riesig. Mit unseren anvisierten 120-130qm Wohnfläche waren wir da einfach nicht vertreten. Und dann sind die Häuser natürlich in allen möglichen Stilen … nur der eigene ist oft nicht dabei.

Wenn ich nochmal vor der Entscheidung stünde einen Bauunternehmer zu finden, dann würde ich die großen Firmen alle ignorieren. Wenn es denn ein Holzhaus oder ein Fertighaus sein soll, dann wäre meine Anlaufstelle eher eine Zimmerei aus der Region. Die stellt dann vielleicht auch die ersten 2 Häuser im Neubaugebiet 😉