Wir reißen noch mal den Hof auf oder die Sache mit dem Abwasser

Es fing alles ganz harmlos mit einer WhatsApp vom Nachbarn an. Gerade hätte ein LKW mein Putzsilo abgeholt und dabei wäre wohl der Schachtdeckel kaputtgegangen. Gut, wie man so etwas mit dem leeren Silo schafft, weiß ich auch nicht. Über den Schachtdeckel sind vorher viele andere LKW, aber der hatte wohl einfach Pech. Und an sich ist das keine große Sache, denn so ein Deckel kostet nicht viel und ist schnell ausgetauscht. Also habe ich das dem Generalunternehmer gemeldet, der repariert das und stellt der Transportfirma eine Rechnung. Damit keiner in das Loch fällt, hatte der LKW-Fahrer das fachmännisch mit einem Mörtelkübel abgedeckt. Das war kurz vor Weihnachten.

Sprung in den März. Mittlerweile ist der Mörtelkübel durch zwei Bretter und einen großen Wassereimer ersetzt, aber der Deckel ist immer noch kaputt. Besonders nervig ist das, wenn man abends im Dunkel rückwärts vors Haus fährt, denn zwischen Kübel und den Paletten mit Dachziegeln ist nicht so viel Platz. Aber jetzt wird er ausgetauscht. Vorher bekommen wir noch schnell eine Rückstauklappe montiert und als neugieriger Bauherr schaut man dabei natürlich zu.

Dummerweise geht nicht alles nach Plan. Beim Rausnehmen bricht der Deckel endgültig auseinander und fällt in den Schacht. Dort zerschlägt er eine Leitung.

Auch das ist an sich keine große Sache. Neues Rohr besorgen, anschließen und fertig. Wir haben aber – wie in Neubaugebieten üblich – eine getrennte Kanalisation für Regenwasser und Abwasser. Die werden üblicherweise in einem Kombischacht verbaut: Oben in einem Rohr das Regenwasser und unten in einer Rinne das Abwasser. Das Problem bei uns ist, die Rinne ist trocken und das Regenwasserrohr tropft. Was schon gar nicht sein kann, da wir das ganze Regenwasser durch eine Zisterne schicken. Die wurde erst Anfang Februar an die Regenrinne der Südseite angeschlossen (die Nordseite und der Technikraum noch nicht) und seither war es recht trocken. Die Zisterne kann also gar nicht voll sein. Noch schlimmer, aus dem Rohr riecht es nach Abwasser. Irgendwer hat offensichtlich die Kanalisation falsch angeschlossen!

Zum Glück war der Schacht kaputt und bei der Gelegenheit ging das Rohr kaputt, das hätten wir sonst ewig nicht bemerkt. Im Haus funktioniert ja das Abwasser. Die Regenwasserkanalisation geht in eine Löschwasserzisterne, irgendwann hätte die Feuerwehr vielleicht etwas bemerkt. Sonst wäre wohl alles jahrelang ungeklärt in den nächsten Bach.

Erlaubt ist so etwas natürlich nicht und muss schnellstmöglich in Ordnung gebracht werden. Wir erinnern uns, Regenwasser ist oben, Abwasser ist unten. Mit dem kaputten Rohr war in der Hinsicht also erst einmal alles in Ordnung. Wenn man die kaputten Rohre entfernt, taugt das als Provisorium. Da die Regenwasserleitung nicht zentriert ist, gibt das aber doch eine Sauerei. Also wurde am Nachmittag noch ein Absturz montiert, der das ins Gerinne leitet.

Provisorium
Absturz in den Kanal

Das schlimmste Problem war damit erst einmal gelöst. Aber in der Konfiguration entwässert die Zisterne in den Schmutzwasserkanal. Aktuell ist das kein Problem, in der Zisterne steht das Wasser vielleicht knöcheltief. Irgendwann wird die aber mal voll sein und sollte dann in die Regenwasserkanalisation laufen. Also muss das noch in Ordnung gebracht werden.

Jetzt wäre die ideale Lösung, alles komplett aufzugraben und die Kanalisation fürs Haus richtig unten anzuschließen. Das heißt aber auch ein 3m tiefer Graben mitten durch den Hof. Und gerade im Bereich der Einfahrt laufen diverse Versorgungsleitungen. Außerdem klemmen wir mit der Neuversorgung für eine gewisse Zeit unsere Kanalisation ab. Nicht unbedingt ideal. Deshalb ist der Ansatz „nur“ den Überlauf der Zisterne neu zu verlegen und alles andere zu lassen. In den Schacht wird gebohrt und dann wieder mit einem Absturz das Regenwasser in den Regenwasserkanal geleitet.

Ein Problem dabei ist, überhaupt erst einmal das Rohr zu finden, das aus der Zisterne kommt. Der Baggerfahrer von damals ist nämlich heute nicht dabei. Und dort, wo er sagt, dass sein Rohr wäre, läuft mittlerweile auch noch ein Rohr vom Dach zur Zisterne.

Suche nach dem Regenwasserrohr
Suche nach dem Regenwasserrohr die Zweite

Um dorthin zu kommen, muss also noch erst zurückgebaut werden. Und das gesuchte Rohr kommt nicht nur ziemlich tief heraus, sondern auch vollkommen überraschend. Entsprechend bekommt es dann gleich noch von der Baggerschaufel etwas ab. Die eigentliche Neuverlegung ist dann keine so große Sache und langsam kann wieder zugeschüttet werden.

Gefunden und neu verlegt

Jetzt „nur noch“ den neuen Kanal verlegen. Was in der Theorie so einfach klingt, reißt in der Praxis den ganzen Hof auf. Überall Schotter und Erde. Und vorne beim Schacht kreuzt der neue Kanal natürlich noch die Leitungen für Strom und Glasfaser.

Der neue Kanal

Irgendwann ist der Kanal verlegt, der Durchbruch gemacht und ein neues Rohr zur Regenwasserkanalisation verlegt. Wir haben wieder einen legalen Kanalanschluss!

Jetzt nur noch alles wieder zuschütten, die Zisterne wieder ans Dach anschließen und abrütteln. Und schon ist kurz vor 4 Uhr am Nachmittag. 😉

Wieder zuschütten
Zisternenzulauf montieren
Alles wieder abrütteln

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