Unsere Heizung: Wärme aus der Tiefe

Wer ein Haus in unseren Breitengraden baut, braucht eine Heizung. Früher nahm man dafür Öl oder Gas, heute ist das in Ungnade gefallen und der politische Wunsch ist, dass mit Strom geheizt wird. Allerdings nicht mehr als früher per Nachtspeicher oder gar Direktheizung, sondern per Wärmepumpe. Diese ist im Prinzip nichts anderes als ein umgekehrter Kühlschrank. Während der Kühlschrank dem Innenraum Wärme entzieht und ihn an die Außenluft abgibt, entzieht die Wärmepumpe einer externen Quelle die Wärme und gibt sie nach Innen ins Haus ab.

Als Bauherr hat man im Wesentlichen die Qual der Wahl zwischen der Außenluft als Wärmequelle und dem Erdreich. Wobei es beim Erdreich noch diverse Systeme gibt. Ein Überblick dazu findet sich bei Erdwärme Koch, die auch für uns die Bohrung gemacht haben.

Beim direkten Vergleich der Eigenschaften gewinnt die Erdwärme eigentlich immer. Im Erdreich ist die Temperatur das ganze Jahr über konstant, während die Außenluft stark schwankt und ausgerechnet dann am kältesten ist, und damit auch am wenigsten Energie enthält, wenn der Heizbedarf am größten ist. Durch die geringeren Temperaturschwankungen der Wärmequelle lässt sich die Erdwärmepumpe auch besser optimiere als eine Luftwärmepumpe, die mit Außentemperaturen von -20 bis +10 Grad zurechtkommen muss. Als Orientierung, bei uns in 80m Tiefe ist die Temperatur ca. 12 Grad und muss von der Wärmepumpe auf einen Heizungsvorlauf von 28-30 Grad gebracht werden. Außerdem lässt sich mit der Erdwärme auch relativ einfach eine Kühlung über die Fußbodenheizung umsetzen, da die Erde ja im Sommer deutlich kühler ist als die Luft.

Für die Luftwärmepumpe sprechen vor allem zwei Punkte. Zum einen ist eine Tiefenbohrung in manchen Gebieten nicht erlaubt, Stichwort Grundwasserschutz. Bei uns musste 80m tief gebohrt werden, das Grundwasser kam bei gut 50m. Oder man müsste durch dicke Gesteinsschichten bohren, was einfach sehr teuer und aufwändig ist. Oberflächennahe Erdwärme hat aber andere Nachteile, z.B. kann der Bereich nicht überbaut werden, da die Wärme sich über versickerndes Regenwasser regeneriert. Und dann ist da noch der Punkt mit den Kosten. Während man für eine Luftwärmepumpe einfach nur eine Möglichkeit braucht, um Außenluft anzusaugen, rückt bei einer Tiefenbohrung gleich ein ganzer Tross an.

Zu sehen sind ein Bohrgerät, ein großer Kompressor, ein Radlader für den Materialtransport, 3 Mulden für den Bohrschlamm (der muss nämlich extra entsorgt werden), ein LKW mit Material und ein Transporter für den Trupp, dazu noch ein Anhänger mit weiterem Material der nicht auf dem Bild ist. Und noch ein externer Aufpasser der schaut, dass auch alle Auflagen eingehalten werden und regelmäßig Bodenproben nimmt. Ganz schön viel Aufwand.

Die Bodenproben geordnet nach Tiefe

Das ganze kostet natürlich eine Menge. Bei modernen Häusern ist der Energiebedarf aber so gering, dass die jährliche Ersparnis das über die Lebenszeit kaum herausholt. Wir haben uns trotzdem für Erdwärme entscheiden. Zum einen ist es einfach das sauberste System und bei uns wird es im Winter auch häufiger kalt. Zum anderen baut unser Generalunternehmer standardmäßig mit Erdwärme und somit war die Erdwärme von Anfang an im Angebot enthalten, ohne dass die Mehrkosten explizit sichtbar wären. Und eigentlich gab es damals zum Planungszeitpunkt noch eine Förderung von der BAFA, die wurde aber in der Zwischenzeit abgeschafft (die Erschließung …). 😉

Versenken der Sonde im Bohrloch