Der Versorgeranschluss, der Verrückte macht

In „Asterix erobert Rom“ müssen die Gallier diverse Aufgaben erfüllen, um zu beweisen, dass sie Götter sind. Darunter das Haus, das Verrückte macht. Göttliche Fähigkeiten hätte ich mir auch teilweise gewünscht…

So ein Haus braucht diverse Hausanschlüsse, damit man darin nicht wie im Mittelalter leben muss: Strom, Wasser, Internet. Für diese Anschlüsse sind die jeweiligen Versorger am Bauort zuständig und entsprechend sind die Versorgeranschlüsse eine Leistung, die praktisch immer bauseits, d.h. vom Bauherrn, zu erbringen und organisieren ist. Soweit so gut. Es sind ja nur drei Anschlüsse, da kann das ja nicht so schwer sein … Haha!

Zum einen ist das Problem, dass hier eine Menge Schnittstellen bestehen. Der Elektriker und Installateur wollen an einen entsprechenden Hausanschluss anschließen, der muss an der passenden Stelle sein. Bei der Erschließung wird zwar an jedes Grundstück eine Leitung bzw. Leerrohr gelegt. Diese wollen aber irgendwie ins Haus kommen, und zwar ohne auch gleich noch Wasser ins Haus zu lassen. Also muss der Rohbauer eine Mehrsparteneinführung (einen speziell abgedichteten Durchlass) an der richtigen Stelle in der Bodenplatte einbetonieren. Die Mehrsparte spielt nachher nochmal eine Rolle 😉

Zum anderen ist das Problem, dass es nicht bei drei Firmen bleibt, es werden fleißig Subunternehmer eingesetzt und innerhalb der Firmen gibt es noch eine Gliederung. Beim Strom zum Beispiel sind wir im Gebiet der EnBW, entsprechend ist die NetzeBW für den Stromanschluss zuständig. Für die EnBW legt die Hegau Energie das Stromkabel ins Haus … und dann direkt durchs Fenster wieder nach draußen zum Baustromkasten. Für den Zähler ist nämlich eine andere Firma zuständig.

Beim Glasfaser sind wir in einem Gebiet, das die Telekom ignoriert. Deshalb gibt es die BLS als Zweckgesellschaft zum Breitbandausbau und die NetcomBW (wiederum Teil der EnBW) als Provider. Aber Achtung: für den konkreten Hausanschluss muss wiederum von der NetzeBW ein Auftrag an einen entsprechenden Subunternehmer – in unserem Fall auch die Hegau Energie – erteilt werden, der dann ein kleines Leerrohr durch die Mehrsparteneinführung legt, damit wiederum ein weiterer Subunternehmer das Glasfaser tatsächlich einblasen kann. Ich hoffe, dass ich jetzt dann auch wirklich alles habe, denn eine einfache Liste welche Firmen beteiligt sind, gibt es nicht.

Fehlt noch der Wasseranschluss. Der ist theoretisch ganz einfach. Die Gemeinde ist Teil eines Wasserversorgungsverbands und über den läuft Wasser und Bauwasser. Um letzteres wollte sich auch der Bauunternehmer kümmern, also kein Stress für mich. Und so wurde dann auch bei den Arbeiten für die Bodenplatte gleich eine Leitung für den Bauwasseranschluss durch die Mehrsparte ins Haus gelegt und fleißig genutzt.

… bis dann im Juni eine E-Mail im Postfach war, mit dem Betreff „Ihr Trinkwasserhausanschluss“. Für den Bauwasseranschluss hatte der Versorger nämlich keinen Antrag, außerdem war der Schlauch aus dem falschen Material. Statt einem Schlauch PE HD 100 (blau) wurde nämlich einer aus PD HD 80 (schwarz) eingebaut. In allen anderen Netzgebieten der Region scheint das nicht so zu sein … wie auch immer. Und eigentlich darf den Schlauch auch nur der Wasserversorger einziehen und anschließen, nicht – wie bei mir – ein Installateur. Den letzten Punkt haben Bauunternehmer und Installateur wohl nicht so ganz verstanden, denn im September wurde dann nochmal aufgebaggert und ein blauer Schlauch durchgezogen. Anschließen wollte den Schlauch jetzt aber keiner mehr, also sind alle abgezogen und haben auf den Wasserversorger gewartet, dass der anschließen kommt.

Stillgelegter Schlauch

Jetzt lag dann der Fall bei mir und da hätte ich mich dann wohl besser von Anfang an selbst drum gekümmert, anstatt mich auf andere zu verlassen. Denn es war immer noch kein Antrag da. Also Abends noch schnell die Anträge übernommen und nochmal klargemacht, dass ich ein Loch in der Einfahrt habe. Am nächsten Tag wurde tatsächlich der Anschluss nochmal verlegt. Schlauch raus, baugleicher Schlauch rein, Bauwasserzähler dazu. Denn der fehlte auch. Und nach nur 3 Monaten hatte die Baustelle wieder eigenes Wasser und musste nicht beim Nachbarn fragen 😉

Der wieder herausgerissene Schlauch
Tadaaa

Gehen wir mal zum Glasfaseranschluss. Hier habe ich bei der BLS – noch nichts ahnend von der Komplexität der Sache – Anfang Oktober den Antrag gestellt. Dann kam erst einmal nichts, nicht einmal eine Eingangsbestätigung. Auf Nachfrage gute zwei Wochen später kam immerhin diese. Und dann passierte wieder nichts. Im Dezember wird es mir dann zu viel, und langsam auch die Zeit knapp, also wird am Telefon nachgehakt. Man kümmere sich drum. Eine Stunde später kommt ein Rückruf, es wäre gar kein Antrag da. Dank E-Mail kann ich zum Glück genau sagen, wann und an wen der verschickt wurde, sowie die Bestätigung. Man schaue danach. Am nächsten Tag wieder ein Rückruf, der Antrag wäre nicht im System und ich solle den nochmal schicken. Gut, dass ich nachgefragt habe, sonst würden wir wohl heute noch darauf warten.

Kleiner Sprung nach vorne und über die Weihnachtszeit. Pünktlich zum zweiten Januar geht es weiter. Eine E-Mail vom Subunternehmer, der den Anschluss verlegen will. Er hätte mich am Telefon nicht erreicht – ich hatte natürlich keinen Anruf – und er hätte am nächsten Tag einen anderen Termin im Neubaugebiet, ob mir das passen würde. Also zurückgerufen (er hatte meine Telefonnummer falsch bekommen) und bei der Gelegenheit festgestellt, dass da ja noch ein Leerrohr fehlt. Das würde normalerweise mit dem Stromanschluss verlegt. Also bei der Hegau Energie angerufen … ja, das würden sie machen, wäre aber nicht beauftragt bisher. Also habe ich den beauftragt, ich will ja schließlich Internet.

Drei Wochen später. Normalerweise würde der Stromanschluss mit eigenem Tiefbau kommen, dann dauert es aber lange. Also darf mein Bauunternehmer am Montag aufbaggern. Montag kommt auch der Wasserversorger und wechselt den Bauwasserzähler (kein Abwasser fällig) gegen einen richtigen Hauswasserzähler (kostet Abwassergebühr). Außerdem muss der Schlauch noch durch die Abdichtung der Mehrsparte, denn schlauerweise haben die Monteure das damals nicht durchgezogen. Das ist aber Voraussetzung für den Stromanschluss …

Die Abdichtung liegt neben der Mehrsparte

Es gibt nur ein Problem, nein sogar zwei … der Bodenteil der Mehrsparte ist so nah an der Wand, dass der obere Teil mit der Abdichtung nicht mehr drauf passt. Und der Installateur hätte gerne den Bügel mit dem Wasserzähler rechts von der Mehrsparte montiert, der Schlauch liegt aber im linken Anschluss und dann wäre der Wasserzähler über dem Stromkasten.

Wasserzähler nach rechts
Auf Kontakt
Da fehlen so 3cm

Und natürlich braucht es eine Entscheidung so schnell wie möglich. Installateur und Elektriker müssen umplanen und die Monteure des Versorgers dürfen ein Stück der Wand wegmeißeln, damit die Abdichtung passt. Bei Ytong geht das zum Glück gut.

Wo wir beim Thema Meißel sind … bei uns auf der Baustelle ist ganz offensichtlich noch richtig Winter und der Schotter über die komplette Tiefe von 40cm gefroren. Mit dem Minibagger war da wohl nicht viel durchkommen und der Baggerfahrer musste teilweise aufspitzen.

Vorher

Dann kann ja jetzt nichts mehr schiefgehen? Von wegen!

Dienstagmorgen sind zum Frühstück schon mehrere Anrufe auf dem Handy. Von der Hegau Energie wollte noch einer nachfragen, ob das Haus einen Keller hat. Und er hätte auf dem Plan gesehen, dass da Fenster sind, ob denn die Einführung in der Ecke noch frei wäre, denn eigentlich dürften sie unter die Fenster keinen Hausanschluss setzen. Aber er würde mal schauen … na toll.

Noch schlimmer, eine gute Stunde später kommt ein Anruf vom Bauunternehmer. Er wäre gerade auf der Baustelle gewesen und der Monteur würde nur Strom verlegen, aber kein Glasfaser-Leerrohr. Irgendwo in dieser Struktur von Subunternehmern ging wohl verloren, dass ich nicht nur Strom, sondern auch Glasfaser brauche. Und irgendwie war die Beauftragung Anfang Januar nicht auf dem Zettel des Monteurs …

Also angerufen, mein Ansprechpartner war natürlich nicht mehr im Büro, sondern auf dem Weg zur Baustelle. Irgendwann hat der mich dann zurückgerufen, ich habe das nochmal telefonisch beauftragt.

Nachher
Und wieder alles zuschütten
Die Hausanschlüsse

Außerdem … nochmal Glasfaser. Bisher liegt nur ein Leerrohr im Leerrohr und da muss noch Glasfaser durch. Erst wurde ein Termin am 21. Februar vorgeschlagen, also deutlich nach Einzug. Und nur weil Glasfaser im Haus liegt, hat man noch lange kein Internet. Danach dauert es noch ein paar Wochen, bis der Anschluss in der Verfügbarkeitsabfrage auftaucht und dann noch einmal mehrere Wochen bis auch tatsächlich Internet ins Haus kommt. Nicht ideal, wenn man ab dem Umzug hauptsächlich Home-Office machen will …

Auf Nachfrage wurde der Anschluss dann am 1. Februar dazwischen geschoben. In der Theorie sollte ich eine Stunde vorher angerufen werden. In der Praxis hatte ich um dreiviertel eins noch keinen Anruf, also habe ich selbst zurückgerufen. Die Techniker sollten zwischen 12 und 14 Uhr kommen, laut System wäre ich zu Hause … zum Glück waren die Installateure da und haben die Techniker ins Haus gelassen.

Ende gut, alles gut? Na ja … Strom hat drei Tage vor Einzug geklappt, aber mit zwei Zählern statt wie gewünscht einem. Glasfaser war ab dem 18. Februar bestellbar, bisher haben wir aber noch keinen Anschlusstermin bekommen. Vor Mitte März wird das laut Bestellbestätigung aber sicher nichts, bei den Nachbarn hat es fast drei Monate gedauert. Bis dahin hängen wir im Mobilfunk. Immerhin gibt es diese Möglichkeit.

Und dann noch das Thema Rechnung. Denn der ganze Spaß geht schließlich auf Kosten des Bauherrn. Und natürlich läuft auch da alles nicht glatt. Von der NetzeBW kam relativ schnell eine Rechnung für den Stromanschluss. Länge der Trasse 27m, das haben wir aber recht sicher nicht. Der Wasserversorger will nämlich ab 20m einen Wartungsschacht und wir sind gerade noch darunter. Außerdem fehlt auf der Rechnung das Leerrohr für Glasfaser. Freitags ist bei der NetzeBW auch telefonisch keiner zu erreichen (kein Witz!), also per E-Mail.

Erst einmal passiert nichts, dann wird das Problem an die Hegau Energie weitergeleitet und dann passiert wieder nichts. Mittlerweile sind wir im Haus, da kommt eine E-Mail, ob ich nicht zurückrufen könnte. Gesagt, getan. Die Länge der Kabel wäre vom Monteur so abgelesen (die Kabel haben wohl Metermarkierungen) und endgültig nachprüfbar wäre das natürlich jetzt nicht mehr. Aber ob ich damit einverstanden wäre, wenn man dafür das Leerrohr nicht berechnet. Er würde das mit der NetzeBW klären und ich würde dann noch eine Bestätigung dafür bekommen. Und dann passiert erst einmal … Trommelwirbel … wieder nichts.

Nach eineinhalb Wochen ruft mich einer von der NetzeBW an, wir hätten noch eine offene Rechnung. Lustigerweise erzählt der mir auch jetzt erst, dass das Leerrohr auf dieser Rechnung ohnehin nicht auftauchen würde, da das über die BLS abgerechnet wird. Die Frage nach der Trassenlänge scheint jetzt auch ziemlich egal zu sein, wir einigen uns dann recht schnell auf 20m. Jetzt hoffe ich echt, dass mit den restlichen Sachen alles gut geht …

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